Neuapostolische Kirche | Dresden
Sanierung, Umbau
Objektplanung, Machbarkeitsstudien
Kenndaten
Aufgabenstellung
Die Neuapostolische Kirche möchte das bestehende Objekt in der Böhmischen Straße, Dresden Neustadt, sanieren und an die Bedürfnisse der Nutzer - auch perspektivisch - anpassen.
Die Wohneinheiten im denkmalgeschützten Vorderhaus sollen saniert, ein Aufzug sowie Balkone nachgerüstet und das Dachgeschoss ausgebaut werden. Im Hinterhaus sind die Räumlichkeiten der Kirche an den Bedarf der Gemeinde anzupassen. Die hierbei freiwerdenden Bauvolumina sollen zu Wohnzwecken ausgebaut werden. Hierbei ist neben den technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondre die Marksituation zu berücksichtigen. Die Teilumnutzung des Objekts macht eine angepasste Konzeption für die Freiflächen von vorderem und hinterem Hof erforderlich.
Gestalterische Konzeption
In der Böhmischen Str. mitten in der Äußeren Neustadt Dresden planen wir für die Neuapostolische Kirche den Umbau und die energetische Sanierung der Liegenschaft. Das straßenbegleitende denkmalgeschützte Wohngebäude wird aufgewertet und nimmt im Erdgeschoss Teile der Gemeinderäume und die Sonntagsschule auf. Das Hinterhaus ist bis heute ausschließlich Kirche und soll künftig auch Wohnungen bereitstellen. Dafür wird der zentrale Kirchenraum unter Einbeziehung des bisher freibleibenden Dachraumes nach oben verlegt. In den unteren beiden Etagen können so mehrgeschossige Wohnräume mit privaten Höfen und Geschosswohnungen eingezogen werden. Räumlich und architektonisch prägend ist der Weg zur Kirche und die neuen Räume der Kirche selbst.
Im Kirchenraum ist „die Konstruktion Spenderin des Lichts“, zwischen Oberfläche und Materialität wird nicht differenziert. Das bedeutet, dass auf unangemessene dekorative Oberflächen, das Verstecken oder die Betonung von Konstruktionen als Selbstzweck verzichtet wird. Eine zurückhaltende, klare, saubere, ablesbare, materialkonforme Bauweise wird angestrebt. Hiernach wird zwischen Konstruktion und Gestaltung nicht differenziert: Gestaltung ist Konstruktion - vice versa.
Zuwegung und Treppenturm sind der gebaute Weg - der meditatio. Sie führen aus dem öffentlichen Straßenraum, durch die Passage des Vorderhauses, über den Treppenturm im Innenhof, hinauf zum Foyer bis in den Kirchenraum zum Altar. Ein Bodenbelag in Material, Format und Textur soll dies erleb-, begeh- und dadurch tatsächlich nachvollziehbar machen. Der Treppenturm wird das gestalterisch prägende Element des Innenhofs. Seine aufgelöste, konstruktive Ausbildung soll das optische Gewicht des Baukörpers aus opaken und transluzenten Flächen minimieren. Der Weg wird durch die künstlerische Gestaltung begleitet, die mit Wand- und Deckenmalerei der Passage durch im Vorderhaus beginnt und sich in den Farbfassungen der Treppenturmverglasung fortsetzt.
Der Kirchensaal liegt als räumliche Ausformung - der oratio - wie ein kostbarer und betretbarer Körper in der Gebäudestruktur des Hinterhauses. Architektonisch wesentlich hierfür sind zum einen das expressiv erscheinende, modifizierte historische Dachtragwerk und die Öffnung des Weges zum offenen Raum, durch die Glaskunst, welche als umlaufendes Band im Kirschensaal raumbildend wirkt. Die geöffnete Hülle des Raums füllt das Geschehen am Altar, dessen runde Form, verstärkt durch Oberlicht, kreisförmige Altarstufe, den farblich abgesetzten Bodenbelag und die radiale Bestuhlung den Raum zentriert.
Die natürliche Belichtung erfolgt über Dachflächenfenster, Oberlicht und bestehende Fassadenfenster. Licht ist nach Johannes 8.12 – „Ich bin das Licht der Welt“ – Eminenz der göttlichen Gegenwart. Es wird eine künstlerische Gestaltung der Fassadenfenster geplant. Die Gestaltung des Kunstlichtes, die Positionierung von Dachflächenfenstern, Oberlicht und der Umgang mit den Bestandsfassadenfenstern wird bestimmend für den Lichtraum. Geplant ist eine Integration der bestehenden Dachkonstruktion in die Konzeption der künstlichen Beleuchtung, ergänzt durch eine rückseitige Beleuchtung der umlaufenden Glaskunst.