Sportforum Am Schlaatz | Potsdam
Neubau Sportforum
Wettbewerb
Kenndaten
Städtebau
Übergeordnet verfolgt der architektonische und freiräumliche Entwurf das Ziel das neue Sportforum in den gegenwärtigen und künftigen städtischen und naturräumlichen Kontext einzubinden. Über die gesamte Dauer der Umgestaltung hinweg stärkt der Entwurf von Beginn an den Schul- und Sportstandort im Stadtteil Am Schlaatz, indem mit der ersten baulichen Entwicklung ein neuer öffentlicher und wegweisender Impuls gesetzt wird. So werden auf die langfristigen und perspektivischen Veränderungen der Sportstätten und des Nute-Naturraumes hingewirkt. Um dies zu erreichen, erhält das Forum an der Stelle der alten Sporthalle der Gesamtschule einen großzügigen Platz als Auftakt. Die alte Sporthalle wird nach Neuerrichtung des Forums sofort abgerissen. Der neue Hochbau rahmt zusammen mit der Gesamtschule und den gegenüberliegenden Plattenbaustrukturen entlang des Falkenhorsts den neuen Stadtteilplatz, der sowohl den Blick auf das Forum freistellt als auch Möglichkeiten zum Verweilen und für sportliche Aktivitäten bietet. So besteht die Chance den Stadtteilplatz als informellen und informierenden Aktionsraum zu nutzen und die Veränderungen über Jahre hinweg sichtbar, sozial und kommunikativ zu gestalten.
Entwurfsidee
Das Sportforum versteht sich einerseits als öffentliches Haus für die gesamte Bevölkerung Am Schlaatz mit einer Strahlkraft über den Stadtteil hinweg, um damit der etwas „abgehängten“ Entwicklung entgegenzuwirken, andererseits ist das Forum auf Mikroebene Impulsgeber und führt Einwohner, Sportler, Schüler und Besucher zusammen. Mit dem neuen Hochbau werden die naturräumlichen Potenziale und fließenden Veränderungen sichtbar. Architektonisch vermittelt die Fassadengestaltung mit seinen natürlichen Materialien vom Stadt- zum Naturraum genau diesen Kontext.
Eine klare aus drei Teilen bestehende kubische Figur prägt den Hochbauentwurf. Zwei mehrgeschossige Gebäudevolumen werden durch das eingeschossige „Band“ miteinander verknüpft und gleichzeitig abgegrenzt. Über den Platz werden die Besucher unter ein weitauskragendes Vordach in und durch das Gebäude geführt. Gegenüber wird das transparente „Band“ in Richtung Freiraum fortgeführt und öffnet sich zu den Sport- und Parkanlagen. So wird der Übergang von Stadt und Indoor-Sporthallen zu den Freianlagen und Outdoor-Sportstätten inszeniert.
Das „Band“ als Bindeglied und infrastrukturelles Element bietet zudem die Möglichkeit das Forum in einen öffentlichen Bereich für die Vereine mit den Funktionen: Gewichtheben, Judo, Ringen und Bouldern von den überwiegend schulisch genutzten Zweifachsporthallen zu trennen. Diese werden natürlich auch von Vereinen genutzt. Aus dieser Trennung und Verbindung entsteht das städtebauliche Ensemble mit dem Band als Fuge zwischen Stadt- und Naturraum. Der öffentliche Gebäudeteil orientiert sich dabei nach Norden zu den Stellplätzen. Die beiden Zweifachsporthallen sind nach Süden zu den Schulen hin ausgerichtet.
Konstruktion
Für eine energieeffiziente und klimaschutzorientierte Bauweise setzt das Sportforum neben einem hohen energetischen Standard auf den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und Ressourcen mit niedrigem CO2-Anteil um damit die eingesetzte Graue Energie zu minimieren. Das Gebäude ist nicht unterkellert. Bereits damit wird eine wichtige Basis für eine einfache Gründung gelegt, die zudem wirtschaftlich ist und erheblich CO2 einspart. Aufwändige Erdarbeiten und Entsorgungskosten entfallen weitestgehend. Das Gebäude lagert auf einem ca. 1m mächtigen Gründungspolster. Bei hohen Vertikallasten werden Verdrängungsbohrpfähle oder Brunnenringe eingebracht. Das wirtschaftlichere System ist zu wählen. Die Bodenplatte wird aus Recyclingbeton hergestellt. Der Rohbau: Stützen, Binder, Wände, Geschossdecken und die Dachkonstruktion werden überwiegend in Holzbauweise errichtet. Treppenkerne und Aufzüge werden in Stahlbetonbauweise hergestellt. Die Geschossdecken des 3-geschossigem Gebäudeteils ist in Holzbetonhybridbauweise geplant. So können die Brandschutzanforderungen eingehalten werden.
Das Dachtragwerk der Zweifachsporthallen ist mit Brettschichtbindern geplant auf den ein Sheddach aufgelegt wird. Von außen wirkt der Kubus, im Innenraum entstehen lichtdurchflutete Tageslichthallen. Das Sheddach ist mit seinen vertikalen Fenstern nach Norden ausgerichtet und nach Süden geneigt. So können einerseits PV-Module aufgelegt und die Hallen blendfrei mit Tageslicht aus dem Norden versorgt werden. Die weitauskragenden Vordächer des „Bandes“ werden mit schlanken betongefüllten Stahlstützen getragen.
Um den geforderten Energiestandard einhalten zu können, werden alle Außenwände als Passivhauswand errichtet. Die Holzrahmenbauweise begünstigt dies im Besonderen – tragende Konstruktion und Dämmung liegen in einer Ebene. Wärmebrücken können so vermieden und auch die Gebäudemasse reduziert werden. Die großen Verglasungen sollen in Fensterbauweise als 3-Scheibenverglasung errichtet werden. Die Verwendung von Pfosten-Riegel-Fassaden mit weniger guten Energiekennwerten ist sparsam beabsichtigt.
Fassade und Materialität
Die Fassade unterstreicht das architektonische Konzept des Sportforum als Übergang vom urbanen Stadtraum in den Nute-Naturraum. Als Fassade ist eine hinterlüftete Holzfassade mit vertikalen Lamellen vorgesehen. Die Lamellenstruktur umhüllt beide großen Gebäudevolumen. Die wellenförmigen Motive auf der Holzfassade werden durch Auslassen von Lamellen erzielt. Diese Wellen symbolisieren einerseits die Dynamik des Sportes, Ballwürfe, Skater-Kurven, Herzfrequenzen der Sportler und andererseits nehmen Sie Bezug auf den anstehenden Veränderungsprozess des Nute-Gewässerverlaufes. Künftig wird die Geradlinigkeit der Nute einer natürlichen Wellen- und Flussbogenform weichen. All das symbolisiert und vereint die Holzfassade. Die Lamellen werden teilweise vor den Fenstern durchgezogen, um als fest installierter Sonnenschutz wirken zu können.
Das Dach des „Bandes“ erhält an der Unterseite und den begleitenden Wänden der beiden großen Gebäudeteile eine Plattenverkleidung in Textilbeton und setzt sich damit auch materiell ab.
Große Schaufenster geben jedem Trainingsraum eine besondere Ausrichtung und Verbindung zum Außenraum. Die westliche Halle 1 zum Stadtplatz erhält ein an drei Seiten durchlaufendes Lichtband mit Blendschutzanlagen auf der Fassadeninnenseite. Das Lichtband liegt in Höhe des 1. Obergeschosses. In der östlichen Halle 2 wird das Lichtband über die gesamte Ostfassade im Erdgeschoss als Prallwandverglasung durchgezogen. So entsteht der Eindruck, dass die Sportflächen im Inneren fließend in den Außenbereich übergehen. In diese Prallwand werden die runden Eckbanden für Rollhockey integriert.
Im Inneren dominieren sichtbare Holzkonstruktionen und Holzbinder. Abhangdecken mit Holzlamellen oder wirtschaftlichen Metallrasterdecken sind in den Sanitärbereichen und Fluren vorgesehen. In allen Trainings- und Sporträumen bleibt die Rohdecke sichtbar. Diese wird durch den Einsatz von Holzplattenmaterial und einer Holzlamellenverkleidung akustisch aktiviert. Technische Anlage sind so jederzeit reversibel. Auch die Prallwandverkleidungen der Ballsporthallen erhalten eine akustisch wirksame und kraftabbauende Holzverkleidung. Die Böden werden überwiegend dunkel gehalten. Zum Einsatz kommen robuste beschichtete Estrichflächen in den Verkehrsflächen. Die Sportflächen werden mit Linoleum ausgelegt. Die Sporthalle 2 erhält als Besonderheit einen Glasboden. Sanitärbereiche werden gefliest und Umkleiden erhalten abwischbare Plattenverkleidungen. Der Einsatz langlebiger Materialien ist wesentlich für die stark frequentierte Sporthalle.
Türrahmen werden als Aluminiumrohrahmenelemente oder Stahlzargen mit Glas- oder Holztürblättern hergestellt. Hygiene und Feuchtebeständigkeit können so gezielt sichergestellt werden. Die Absturzsicherungen der Galerien als gläserne liniengelagerte Brüstungen ermöglichen einen ungehinderten Blick auf das Spielfeld und verbessern die Sichtlinie.
Nachhaltigkeit
Durch den Einsatz von Recyclingbaustoffen und recyclingfähigen Baustoffen sowie der Holzbauweise kann die Gebäudeökobilanz maßgeblich optimiert werden. Die kompakte Bauweise erlaubt auch einen wirtschaftlichen Betrieb des Sportforums und reduziert die Graue Energie. Durch PV-Anlagen, Gründächer, Rigolen und den hohen Tageslichteinfall wird der Betrieb weiter wirtschaftlich, die Eigenstromgewinnung gefördert und laufende Betriebskosten eingespart. Der erzeugte Strom wird direkt vom Sportforum oder den Schulen verwendet. Das Defizit des Strombedarfs wird aus dem städtischen Netz abgedeckt. Überschüssiger Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Die überwiegend trennfähige und zerlegbare Bauweise fördert den Lebenszyklusgedanken bereits bei der Errichtung bis zum Lebensende des Gebäudes.